Der Alltag unserer Senioren

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Was passiert eigentlich, wenn die Beschäftigten der Werkstätten in Rente gehen oder aber bereits zuvor nicht mehr erwerbsfähig sind? Wann genau ist ein Mensch nicht mehr erwerbsfähig? Wann ist ein Mensch alt? All diese Fragen sind uns in den letzten Wochen immer wieder durch den Kopf geschwirrt. Heute, zum Tag der älteren Generationen, möchten wir Ihnen einmal den Alltag unserer Senioren näherbringen und dabei auch auf die einleitenden Fragen eingehen.

Um die ältere Generation einmal eingrenzen zu können, haben wir zu Beginn versucht, „alt“ zu definieren, was uns aufgrund unterschiedlicher Ausgangspunkte schwerfiel. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass wir im Zusammenhang mit Pflege- und Wohnheimen „alt“ so definieren, dass es ein Zustand ist, bei dem kognitive, körperliche oder seelische Fähigkeiten langsam nachlassen.

Die ältere Generation im Pflegeheim Haus Tobias

Besonders deutlich wird das Nachlassen von spezifischen Fähigkeiten bei unseren Bewohnern im Pflegeheim Haus Tobias in Heiligenstadt. Hier leben Menschen mit geistiger, seelischer oder psychischer Behinderung, die manchmal trotz erwerbsfähigen Alters nicht arbeiten können. Der Großteil der Bewohner sind Rentner, einige jedoch im mittleren Alter. Gemein ist allen, dass sie einen erhöhten Pflege- und Betreuungsbedarf aufweisen. Die Bewohner im Haus Tobias haben aufgrund ihrer Beeinträchtigung andere Bedürfnisse, als die Menschen in einem anderen Altenheim. Die Herausforderung liegt dabei diese zu erkennen, indem man ganz genau zuhört und hinsieht und dann individuell versucht zu meistern.

Der Tagesablauf im Haus Tobias

Der Tag beginnt mit pflegerischer Betreuung. Aufstehen, Anziehen und Waschen ist für viele nicht mehr eigenständig zu bewältigen. Im Anschluss geht es in den Wohngruppen zum gemeinsamen Frühstück, bei dem auch von den Pflege(-fach)-kräften unterstützt wird. Daraufhin beginnt das freiwillige Wochenprogramm. Aufgeteilt in zwei Blöcken (vor- und nachmittags) kann den Bewohnern so ein strukturierter Tagesablauf gewährleistet werden. Die Angebote des Wochenplans werden sowohl als Betreuung als auch Beschäftigung verstanden. Kochen, Backen, Sportspiele, Gedächtnisübungen sogar eine Theater-, Kreativ- und Gartengruppe werden dabei wöchentlich angeboten. Der Abend steht dann wieder zur freien Verfügung. Die sogenannte „Cappuccino-Gruppe“ trifft sich am Abend noch auf ein Heißgetränk und lässt dabei den Tag beim Fernsehen entspannt ausklingen.

Die Senioren des Raphaelsheims und ihr Tagesablauf

Im Unterschied zu den Bewohnern im Haus Tobias ist bei den Senioren des Raphaelsheims der Pflegebedarf nicht so hoch. Aufstehen, Anziehen und Waschen kann von den Bewohnern eigenständig durchgeführt werden. Auch gegessen wird ohne Unterstützung. Die Seniorengruppe wird nach Ausscheidung des Arbeitsbereiches besucht. Das kann entweder mit Eintritt ins Rentenalter sein, das in Werkstätten derzeit bei 65 Jahren liegt, oder wenn aufgrund gesundheitlicher Probleme das Arbeiten nicht mehr möglich ist.

Auch in der Seniorengruppe des Wohnheims in Heiligenstadt gibt es einen festen Wochenplan, der in zwei Blöcken aufgeteilt ist. Die Beschäftigungen, die ähnliche Bereiche der Förderung (kognitiv, körperlich, psychisch) abdecken, werden von den momentan neun Senioren gern besucht. Der Tagesablauf der Bewohner wird so klar strukturiert – Langeweile kennt man nicht.

Wichtige Gemeinsamkeiten in den Pflege- und Wohnheimen der Raphael Gesellschaft

Egal welche Beschäftigung im Zentrum des Pflege- oder Wohnheims steht, die Herangehensweise der Bewältigung ist ausschlaggebend. Es geht um den Weg zum Ergebnis und nicht um das Ergebnis an sich. Jede Beschäftigung spielt darauf ab, die noch vorhandenen Fähigkeiten zu fordern und zu fördern. Erfolgserlebnisse motivieren, Gemeinsamkeiten, die häufig in Gesprächsrunden zum Vorschein kommen, verbinden. Durch diese Aktivitäten sollen die Kontakte innerhalb der Gruppe und somit das „Wir“-Gefühl gestärkt werden.

Sowohl das Pflege- als auch das Wohnheim sind zudem daran interessiert, ihre Bewohner in der Gesellschaft zu integrieren. Durch regelmäßige Ausflüge in die Stadt wird der direkte Kontakt zur Gemeinde gesucht. Auch durch Einladungen zu kleineren Veranstaltungen der Heime werden die Anwohner direkt angesprochen. Berührungsängste vor älteren Menschen mit Behinderung sollen so beseitigt werden. Das stärkt letztlich das Selbstbewusstsein jedes einzelnen Bewohners.