Außenarbeitsplätze sind eine besondere Form der Werkstattarbeit

Außenarbeitsplatz der Eichsfelder Werkstätten bei Liedeco

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Außenarbeitsplätze bedeuten Arbeit außerhalb der Werkstatt – also theoretisch auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Theoretisch, denn das Besondere dabei ist das Vertragsverhältnis. Die Beschäftigten bleiben nämlich weiterhin im geschützten Rahmen ihres Werkstattvertrages Angehörige der Eichsfelder Werkstätten. Sie können also alle Vorteile, die das „arbeitnehmerähnliches Rechtsverhältnis“ beinhaltet, weiter nutzen.

Was im ersten Moment vielleicht etwas merkwürdig klingt, ist eigentlich sehr leicht zu erklären. Die Arbeit in einer Werkstatt wird als Maßnahme der Eingliederungshilfe verstanden. Auch wenn man ungern von leistungsstark und leistungsschwach spricht, gibt es Menschen, die immer in einer Werkstatt arbeiten werden und andere, für die die Arbeit innerhalb der Werkstatt nur eine Station auf ihrem Lebensweg ist. Außenarbeitsplätze können den Sprung in den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereiten. Deswegen werden diese freien Plätze sehr oft an leistungsstarke Beschäftigte gegeben, die dann in einem Unternehmen arbeiten und dennoch die Vorteile eines Werkstattangestellten genießen. Zu den Vorteilen gehören zum Beispiel der absolute Kündigungsschutz (auch bei schwieriger Auftragslage), verkürzte Arbeitszeiten im Unternehmen, Zahlung von hohen Rentenversicherungsbeiträgen, arbeitsbegleitende Maßnahmen, sozialpädagogische Begleitung und Freistellung bei Veranstaltungen innerhalb der Werkstatt.

Was sind typische Außenarbeitsplätze?

Den typischen Außenarbeitsplatz gibt es gar nicht. Grundsätzlich kann für jede Arbeit auch ein Mensch mit Behinderung eingesetzt werden, wenn die Beeinträchtigung das Ausüben der Tätigkeit nicht verhindert. Daher sind typische Aufgaben eines Außenarbeitsplatzes Aufräum-, Verpackungs-, Hilfs- und Vorarbeiten in der Industrie. Darüber hinaus wird innerhalb der Eichsfelder Werkstätten gerade getestet, inwiefern Außenarbeitsplätze auch in der Pflege funktionieren. Aber auch im Bereich Küche, Gärtnerei oder IT sind Außenarbeitsplätze durchaus denkbar.

Zusammenarbeit mit Liedeco

Eine der ersten Firmen, in dem ein Außenarbeitsplatz der Eichsfelder Werkstätten eingerichtet werden konnte, wardas Familienunternehmen Liedeco. Aus der anfänglichen Arbeitsauslagerung in die Werkstatt konnte bereits 2001 zusätzlich ein Außenarbeitsplatz integriert werden. Heute arbeiten dort drei der Werkstatt-Beschäftigten.

Nils Hottenrott unterstützt Liedeco schon seit ca. 3 Jahren und möchte aufgrund der dadurch erworbenen Selbstständigkeit auch nicht mehr weg. Sein Kollegenkreis umfasst neben den Liedeco-Mitarbeitern auch die Werkstatt-Beschäftigten, die er regelmäßig bei Veranstaltungen der Werkstatt oder zur An- und Abmeldung an jedem Tag sieht. Wenn Nils Hottenrott im Urlaub ist, wird er auf seinem Außenarbeitsplatz bei Liedeco vermisst, sagt Betriebsleiter Gordon Senge. „Viele Aufgaben erledigt Nils Hottenrott bereits selbstständig, sodass sein Fehlen den Kollegen direkt auffällt, da sich anfallende Verpackungs- und Produktionsreste anstauen“, so Gordon Senge.

Vor- und Nachteile eines Außenarbeitsplatzes

Die Vorteile überwiegen sowohl für das Unternehmen, das einem Beschäftigten der Eichsfelder Werkstätten einen Außenarbeitsplatz bietet, als auch für den Werkstatt-Beschäftigten.

Der Beschäftigte auf einem Außenarbeitsplatz stärkt enorm sein Selbstwertgefühl, integriert sich in die Gesellschaft und erhält einen höheren Lohn als in der Werkstatt.

Das Unternehmen muss einen Beschäftigten der Werkstatt nicht fest einstellen, sondern schließt einen Vertrag mit den Eichsfelder Werkstätten. Das bedeutet, dass das Unternehmen nur dann zahlt, wenn auch tatsächlich Arbeit geleistet wurde. Im Krankheitsfall oder im Urlaub zahlt das Unternehmen keinen Cent. Außerdem kann es in Zeiten von wenig Arbeit einfach pausieren. Und auch sonst hat das Unternehmen keine finanziellen Pflichten, denn auch Versicherung und Steuern werden von den Eichsfelder Werkstätten getragen.

Natürlich könne man von den Beschäftigten der Eichsfelder Werkstätten nicht dasselbe erwarten, wie von den eigenen Angestellten, so Gordon Senge. Man muss sich mit anderen Denk- und Herangehensweisen der Beschäftigten vertraut machen und muss als indirekter Arbeitgeber in erster Linie sozial und dann im zweiten Schritt wirtschaftlich agieren. „Das ist für uns aber völlig okay. Wir würden gern noch 1 bis 2 Beschäftigte der Eichsfelder Werkstätten aufnehmen“, fügt der Betriebsleiter hinzu.

Außenarbeitsplatz integrieren?

Sie könnten sich vorstellen, auch in Ihrem Unternehmen einen Außenarbeitsplatz für die Eichsfelder Werkstätten einzurichten? Dann melden Sie sich bei Norbert Jünemann unter der 03606 5906-528.