Sperrige Talker waren gestern; Tablets sind die Zukunft!

Unterstützte Kommunikation in den Eichsfelder Werkstätten - damit Menschen mit (Sprach-)Behinderung kommunizieren können

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Viele Bewohner des Raphaelsheimes und die Beschäftigten der Eichsfelder Werkstätten haben aufgrund ihrer Behinderung Schwierigkeiten bei der Artikulation. Diese Beeinträchtigung wirkt sich häufig auf das Sozialverhalten aus, da aus Scham vor Fehlern oder Angst vor Missverständnissen Kommunikation gemieden wird. Zur Verbesserung der Sprachfähigkeit und zur Stärkung des Selbstbewusstseins gibt es neben der traditionellen Logopädie auch eine Arbeitsgruppe namens Unterstützte Kommunikation.

Bei der Unterstützten Kommunikation werden Maßnahmen entwickelt, die zur individuellen Verbesserung der Verständigung beitragen. Eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben soll dadurch angeregt werden. Trotz manch starker Spracheinschränkung soll die Unterstützte Kommunikation die eigenständige Sprachfähigkeit nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen bzw., wie es der Name bereits sagt, unterstützen. Der Einsatz von Gebärden, Bildern, Objekten oder Grafiken sind dabei gängige Methoden. Während es noch vor einiger Zeit sperrige Geräte, sogenannte Talker, gab, auf denen eine begrenzte Zahl an häufig verwendeten Wörtern gespeichert wurde, ist das Konzept durch die Digitalisierung angepasst worden.

Leah Döring, Studentin des Dualen Studiums Soziale Arbeit bei uns, greift in ihrer aktuellen Projektarbeit das Thema auf und führt dabei praktisch eine digitalere Form der Unterstützten Kommunikation ein.

Projektarbeit „Unterstützte Kommunikation durch elektronische Hilfsmittel am Beispiel Brio10“

Was man heute zur Unterstützung der eingeschränkten Kommunikation braucht, ist ein Tablet und spezielle Apps. Das Unternehmen Prentke Romich hat sich auf zeitgemäße Hilfsmittel für die Unterstützte Kommunikation spezialisiert – ein sehr flexibel einsetzbares Gerät ist zum Beispiel der Brio10. Ein handelsübliches iPad mit verschiedenen Apps, u. a. eine namens Quasselkiste.

Wer schon einmal ein Apple-Gerät in der Hand hatte weiß, dass diese sehr intuitiv bedienbar sind. Diese Eigenschaft macht sie gerade so attraktiv. Zur individuellen Anpassung unterstützt Studentin Leah Döring Jens Kaspari, der als Erster unserer Einrichtung ein durch die Krankenkasse finanziertes Gerät erhalten hat.

„Es geht darum, die Benutzeroberfläche der App an die Bedürfnisse von Jens Kaspari anzupassen. Dabei haben wir uns gemeinsam angeschaut, was typische Fragen im Alltag von Jens Kaspari sind und welche Antworten er dafür benötigt“, sagt Leah Döring. Anhand dieser Analyse konnten wichtige Sätze direkt abgespeichert werden. Die individuelle Einrichtung habe einige Zeit in Anspruch genommen und ist letztlich nie fertig. Jetzt ginge es aber ans Üben, meint unsere Studentin.

In ihrer Projektarbeit geht es darum, wie ein solches Gerät in den Alltag integriert werden kann, welche Vor- und Nachteile der Einsatz bietet und welche Chancen es für persönliche Entfaltung der spracheingeschränkten Menschen gibt.

Wir sind im ersten Moment von der Metamorphose des alten sperrigen Talkergerätes hin zum schlanken iPad überzeugt und freuen uns, dass die Krankenkasse diese modernere Form unterstützt.

Falls Sie sich für die Unterstützte Kommunikation interessieren, können Sie sich schon auf unser Raphael Familienfest am 17. Juni freuen. An diesem Tag wird es im Förderbereich der Werkstatt eine interaktive Möglichkeit geben, Methoden der Unterstützten Kommunikation kennenzulernen.